So wird der Nikolaustag in ganz Europa gefeiert
Der Nikolaustag, der am 6. Dezember gefeiert wird, ist in vielen europäischen Ländern eine beliebte Tradition. Dieser Tag hat seine Wurzeln in der Legende des Heiligen Nikolaus, des Bischofs von Myra aus dem 4. Jahrhundert, und ist voller Bräuche, die Großzügigkeit, Freundlichkeit und Freude feiern. Vom Herunterstellen von Schuhen als Geschenke bis hin zu großen Paraden und einzigartigen lokalen Traditionen spiegelt der Nikolaustag die vielfältigen Kulturen und die reiche Geschichte Europas wider.
Die Legende vom Heiligen Nikolaus
Der heilige Nikolaus von Myra war ein Bischof, der für seine außerordentliche Großzügigkeit und Fürsorge für die Armen bekannt war. Geschichten über seine Wundertaten und seine Wohltätigkeit verbreiteten sich in der ganzen christlichen Welt und machten ihn zu einem der am meisten verehrten Heiligen. Eine berühmte Legende erzählt, dass der heilige Nikolaus drei verarmten Schwestern heimlich eine Mitgift besorgte, indem er Goldmünzen in ihren Strümpfen hinterließ. Diese Geschichte legte den Grundstein für viele Geschenktraditionen, die mit seinem Festtag verbunden sind.
Heute gilt der Nikolaustag als Symbol des selbstlosen Gebens und wird mit gemeinschaftsstiftenden Bräuchen gefeiert.
Nikolaustraditionen in ganz Europa
Niederlande und Belgien: Sinterklaas und Zwarte Piet
In den Niederlanden und Belgien ist der Heilige Nikolaus Sinterklaas, kommt Mitte November mit einem Dampfschiff aus Spanien an. Er wird von seinem Helfer Zwarte Piet (Schwarzer Peter) begleitet und die Feierlichkeiten erreichen am Abend des 5. Dezember ihren Höhepunkt. Kinder stellen ihre Schuhe auf den Boden und hoffen, sie mit Süßigkeiten, Schokoladenbuchstaben oder kleinen Spielsachen gefüllt zu finden. Unartige Kinder erhalten traditionell ein Stück Kohle, obwohl dies eher spielerisch als strafend gemeint ist.
Sinterklaas-Umzüge und Theateraufführungen machen diese Zeit in diesen Ländern zu einer der festlichsten des Jahres.
Deutschland und Österreich: Nikolaustag
In Deutschland und Österreich putzen Kinder in der Nacht zum 5. Dezember ihre Stiefel und stellen sie vor die Tür. Nikolaustagwachen sie auf und finden Leckereien wie Nüsse, Orangen und Schokolade. In einigen Regionen besucht der Heilige Nikolaus persönlich Häuser oder Schulen, manchmal in Begleitung von knecht ruprecht, eine strenge Figur, die Kinder daran erinnert, sich zu benehmen.
In Bayern und Österreich erscheint der Krampus, ein furchterregendes Wesen, das mit dem Heiligen Nikolaus in Verbindung gebracht wird, um unartige Kinder zu warnen. Krampusparaden (Krampusläufe) sind eine beliebte Veranstaltung und verleihen den Feierlichkeiten eine spannende und theatralische Note.
Polen: Mikołajki
In Polen, Mikolajki ist ein besonders beliebter Tag, vor allem für Kinder. In der Nacht des 5. Dezember hinterlässt der Nikolaus heimlich Geschenke unter Kissen oder in Schuhen. Dabei handelt es sich oft um kleine Leckereien wie Süßigkeiten, Obst oder Bücher. Schulen und Gemeinden organisieren auch „Mikołajki“-Veranstaltungen, bei denen die Großzügigkeit gefördert wird, indem die Kinder ermutigt werden, Geschenke auszutauschen oder an wohltätigen Aktivitäten teilzunehmen.
Frankreich: Saint Nicolas und Père Fouettard
Im Nordosten Frankreichs, insbesondere im Elsass und in Lothringen, wird der Nikolaus mit großer Begeisterung gefeiert. Am 6. Dezember besucht er die Kinder und bringt ihnen Süßigkeiten und kleine Geschenke. Oft wird er von Père Fouettard begleitet, einer Figur, die die Kinder ermahnt, brav zu sein. Städte wie Nancy veranstalten große Prozessionen und Märkte zu Ehren des Nikolaus und machen den Anlass zu einem festlichen Spektakel.
Italien: San Nicola in Bari
In Süditalien hat die Stadt Bari als Ruhestätte der Reliquien des Heiligen Nikolaus eine besondere Bedeutung. Am 6. Dezember versammeln sich Pilger, um den Heiligen mit Gebeten, Prozessionen und Gottesdiensten zu ehren. Während der Tag selbst eher religiös ausgerichtet ist, hat seine Verbindung zur Legende des Schenkens die italienischen Weihnachtstraditionen beeinflusst.
Osteuropa: Patron des Schenkens
In Ländern wie der Ukraine, Russland und Serbien ist der Nikolaustag eng mit orthodoxen christlichen Traditionen verbunden. Zu den Feierlichkeiten gehören oft der Besuch von Gottesdiensten, wohltätige Taten und der Austausch kleiner Geschenke. Der heilige Nikolaus, bekannt als Swjatyj Mykolay, gilt als Beschützer der Kinder und Armen und verkörpert die Werte von Mitgefühl und Großzügigkeit.
Moderne Interpretationen und globale Einflüsse
Obwohl jedes Land seine eigene Art zu feiern hat, wurden viele Traditionen vom kommerzialisierten Bild des Weihnachtsmanns beeinflusst. An manchen Orten hat sich die fröhliche Figur im roten Anzug mit dem traditionellen Heiligen Nikolaus vermischt und ein hybrides Symbol der Feststimmung geschaffen. In Europa bleibt der Tag jedoch fest in seinen historischen und kulturellen Ursprüngen verwurzelt und betont Gemeinschaft, Glauben und gute Taten.
Der Geist des Nikolaustages
Der Nikolaustag ist mehr als nur eine Gelegenheit, Geschenke auszutauschen; er erinnert auch an die Werte der Großzügigkeit und des Mitgefühls. Ob durch die Aufregung, die man beim Herumliegenlassen von Schuhen für Überraschungen empfindet, das Spektakel der Paraden oder die Wärme der Familienzusammenkünfte – dieser Tag hat einen besonderen Platz in den Herzen der Europäer.
Mit der Feier des Heiligen Nikolaus hält Europa das Erbe eines Mannes am Leben, dessen selbstlose Taten noch immer zu Taten der Güte und Freude auf der ganzen Welt inspirieren.